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Plädoyer: Fragen und Antworten zur juristischen Abschlussrede

Plädoyer: Fragen und Antworten zur juristischen Abschlussrede

Das juristische Plädoyer hat eine wesentliche Aufgabe, wenn es um die Rechtsprechung und das Gesetz im Strafrecht geht. Sicherlich hast du das Abschlusswort vor der Verkündung eines Urteils, das Staatsanwaltschaft und Verteidiger aussprechen, als spannenden Teil einer Doku oder eines Filmes noch in Erinnerung. So sieht es auch in der Realität aus: Es stellt einen wichtigen Punkt nach der eigentlichen Verhandlung bei einem Strafprozess dar. Warum es so wichtig ist und was es beinhalten sollte und darf, schaffe dir darüber hier einen Überblick.

Was ist ein Plädoyer?

Bei einem Plädoyer handelt es sich im Wesentlichen um die Abschlussrede, die Staatsanwalt und Verteidiger halten, bevor das Gericht ein Urteil verkündet. Auch du kannst ein Plädoyer (ausserhalb des juristischen Kontexts) halten. Häufig sprechen sich die Redner dabei für oder gegen eine bestimmte Sache aus. In einem Plädoyer im Strafprozess geht es jedoch um folgende Punkte:

  • Beide Seiten können zusammenfassend ihre Sicht zum verhandelten Fall darstellen.
  • Neue Erkenntnisse, die sich während der Verhandlung ergeben haben, können hier abschliessend nochmal be- oder entkräftet werden.
  • Ein Plädoyer gibt Raum für die Wahrnehmung beider Seiten, sodass das Gericht diese bei der Entscheidung berücksichtigen kann.
  • Die Abschlussrede kann auch entscheidend sein, wenn es sich um einen nicht ganz eindeutig geklärten Fall handelt und der Richter die Zusammenfassungen als Stütze wahrnimmt.

Wie ist ein Plädoyer aufgebaut?

In der Regel wird ein Plädoyer mit einer Anrede des Gerichts eröffnet. Auch der gegnerische Anwalt darf direkt angesprochen werden. Anschliessend erfolgen folgende Schritte:

  • Die Staatsanwaltschaft stellt noch einmal den Sachverhalt aus der Anklage dar. In diesem Teil geht es auch darum, dass erwähnt wird, ob sich der Sachverhalt bestätigt hat oder sich widerlegen lässt.
  • Im weiteren Verlauf geht es um die Beweisaufnahme: Hat der Angeklagte die Tat nicht zugegeben, zählen für die Staatsanwaltschaft vor allem die Zeugenaussagen. In diesem Teil der Rede erfolgen Erkenntnisse darüber, was sich während der Beweisaufnahme ergeben hat. Was konnten Zeugen beispielsweise glaubhaft darstellen?
  • Rechtliche Würdigung: Zusammenfassender Satz darüber, inwiefern der Angeklagte sich laut Schweizerischem Strafgesetzbuch schuldig gemacht hat.
  • Eine Einschätzung zur Strafe aussprechen oder einen Antrag für die Strafzumessung stellen: In diesem Teil des Plädoyers gibt der Anwalt eine juristische Einschätzung zur Strafe ab und stellt fest, welche Strafe angemessen wäre.

Wie schreibe ich eine abschliessende Rede als Plädoyer?

Ein Plädoyer gilt allgemein als eine Abschlussrede, welche ein anschliessendes Urteil erleichtern soll. Entsprechend sind die Anforderungen. Wenn du ein Plädoyer schreiben möchtest, achte auf folgende Punkte:

  1. Nicht jedes Plädoyer ist planbar, jedoch kannst du dich an eine bestimmte Struktur halten, die den Aufbau erleichtert: Anrede, Einleitung, Sachverhalt schildern, Einschätzung zur Strafe abgeben / Antrag für eine Strafe stellen.
  2. Beachte, dass sich während der Hauptverhandlung neue Erkenntnisse ergeben können. Für das Plädoyer ist des deshalb sinnvoll, sich schon während der Beweisaufnahme Notizen für die abschliessende Rede zu machen.
  3. Ziel ist es, die Glaubwürdigkeit der eigenen Seite zu untermauern. Ein Plädoyer solltest du deshalb in erster Linie auf Basis von nachvollziehbaren Tatsachen schreiben, um es glaubwürdig zu halten.

Welches Plädoyer ist als Verteidiger empfehlenswert?

Ein wesentlicher Fakt unterscheidet die Abschlussrede des Verteidigers von dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft. Als Verteidiger musst du die Interessen der Bürger der Bundesverfassung vertreten, die du als Mandanten aufnimmst. Entscheidest du dich für einen Mandanten, ist es dein Ziel, eine Einstellung des Verfahrens oder einen Freispruch für ihn zu erlangen. Entsprechend gilt es, die Rede darauf zu stützen. Das Plädoyer gilt es also so aufzubereiten, dass es die positiven Erkenntnisse, die für den Angeklagten sprechen, hervorhebt. Beim Plädieren sollten die belastenden Erkenntnisse jedoch genauso berücksichtigt werden.

Welche Rechte als Bürger habe ich bei einem Plädoyer laut Bundesverfassung?

Auch Angeklagte haben das Recht auf ein Schlusswort, wie es die Bundesverfassung vorsieht. Während einige Bürger darauf verzichten, nehmen andere diese Möglichkeit wahr, um sich nach den Abschlussreden der Anwälte selbst zum Fall zu äussern. Zum Beispiel, wenn sie eine Anmerkung machen möchten, die der Richter bei seiner Entscheidungsfindung berücksichtigen sollte, um sich für seine Tat zu entschuldigen oder die eigene Unschuld zu bekräftigen.

Zu was plädieren Staatsanwälte?

Staatsanwälte vertreten das öffentliche Recht und haben die Aufgabe, sich unvoreingenommen auf die Beweislage zu konzentrieren. Die Rechtsprechnung hingegen ist Aufgabe des Richters. Das Plädoyer sollte deshalb nicht von Beginn an eine bestimmte Tendenz zeigen, sondern auf Fakten und Erkenntnissen basieren, die sich während der Verhandlung ergeben, die den Angeklagten belasten oder entlasten.

Was sollte in einem Plädoyer nicht vorkommen?

Weil es sich um eine Abschlussrede handelt, sollten in einem Plädoyer folgende Punkte nicht vorkommen, die eher in die Hauptverhandlung gehören oder im Allgemeinen als unangebracht für die Schlussrede gelten:

  • Anwälte dürfen keine Tatsachen verfälscht darstellen oder verdunkeln
  • Die Rede sollte im Wesentlichen keine Punkte enthalten, die nicht zur Verhandlung gehören oder nicht relevant für den Fall sind.
  • Um die Schlussrede zu bekräftigen und die Authentizität sowie Ernsthaftigkeit zu wahren, sollte auf persönliche Angriffe im Plädoyer, zum Beispiel gegen Nebenkläger, unbedingt verzichtet werden. Das gilt übrigens für den gesamten Prozess.

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